„Digital Train Control – System Frankfurt“ ist eine digitale Zugsicherung. Systeme dieser Art werden in der Branche als „Communication-Based Train Control“ oder kurz „CBTC“ bezeichnet. Bis 2030 sollen alle neun Linien des Frankfurter U-Bahn-Systems auf eine digitale Zugsicherung umgerüstet werden. Den Beginn macht die „B-Strecke“ mit den Linien U4 und U5, inklusive der U5-Verlängerung ins Europaviertel, die – nach derzeitigem Plan – 2025 in Betrieb gehen soll
Was ist „Communication-Based Train Control“?
Unter „CBTC“ versteht man ein komplexes System von digitalen Signalen und Meldungen, die Fahrzeuge und Strecken permanent miteinander austauschen. Verschiedene Komponenten auf der Strecke und im Fahrzeug machen diese funkbasierte, bidirektionale Datenkommunikation zwischen Zug und Infrastruktur möglich, bei der Fahrweginformationen über Funksysteme auf die Züge übertragen werden.
„Das Moving-Block-Prinzip“: die Kapazität wird deutlich erhöht
Welche Vorteile hat eine digitale Zugsicherung?
Diese Form der Datenübertragung ermöglicht den Verzicht auf die bisher üblichen Signale, was Instandhaltungskosten reduziert. Darüber hinaus kann die VGF mit der digitalen Zugsicherung die Leistungsfähigkeit ihrer Strecken erhöhen, insbesondere in den Tunneln. Mit Blick auf die Ausweitung des Angebots – mehr Züge und kürzere Takte, ohne die einer Mobilitätswende inklusive Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel die Basis fehlen würde – ist das der zentrale Aspekt der Modernisierung.
Denn ein „CBTC“-System ermöglicht das Fahren im sogenannten wandernden Raumabstand, wodurch die Züge im Bremswegabstand fahren statt wie derzeit in Blockabschnitten. Damit sind kürzere Zugfolgen möglich, wodurch die VGF die Kapazität zum Beispiel auf der „A-Strecke“, wo die Linien U1, U2, U3 und U8 verkehren, um bis zu 25 Prozent steigern kann – ohne Aus- oder Neubau von Gleisen und Tunneln.
Die moderne und leistungsfähige Zugsicherungstechnik sorgt aber nicht nur für mehr Züge auf der Strecke, sondern auch für eine größere Taktgenauigkeit und -verlässlichkeit. Sie ermöglicht energieeffizienteres Fahren – Einsparungen von bis zu 15 Prozent sind möglich – und einen verbesserten Passagierkomfort durch sanfteres Beschleunigen und Bremsen. Das verringert außerdem den Verschleiß von Fahrzeugen und Schienen.
Insgesamt werden mit einer „CBTC“-Zugsicherung Kapazität und Attraktivität des U-Bahn-Systems gesteigert, womit der Anteil des schienengebundenen ÖPNV am städtischen Verkehr vergrößert werden soll. Das wird unmittelbar zu einer Verringerung von Schadstoffemissionen beitragen und damit für sauberere Luft in der Stadt sorgen.
„Digital Train Control – System Frankfurt“
Bei der VGF heißt das Projekt zur Einführung eines „CBTC“-Systems „Digital Train Control – System Frankfurt“ und die Grundlagen wurden seit rund anderthalb Jahren geschaffen. „Digital Train Control“ zeichnet sich durch eine Verknüpfung des ÖPNV mit dem Individualverkehr aus, also einer Verbindung von moderner Zugsicherung mit der Schaltung von Ampeln, was wiederum Teil und Voraussetzung für ein modernes städtisches Verkehrsmanagement ist. Für die digitale Zugsicherung und die innovative Verknüpfung mit dem Individualverkehr sind ein zentraler Verkehrsleitrechner und On-Board-Geräte („OBU“) zur Nachrüstung der U-Bahn-Fahrzeuge notwendig. Rechner und „OBUs“ fördert der Bund mit 12 Millionen €, sie sind Teil des von der VGF und der Stadt Frankfurt am Main initiierten Vorhabens „Frankfurt-MIND“, mit dem die Voraussetzungen für ein multimodales, intelligentes, nachhaltiges und digitales Mobilitätsangebot in Frankfurt geschaffen werden sollen. Ziele sind die Beschleunigung des ÖPNV und seine Kapazitätserhöhung, so dass Verkehr von der Straße auf die Schiene, von Autos auf Bahnen verlagert wird. Dadurch soll der Ausstoß von Stickstoffoxiden und CO2 verringert werden.
Nachhaltige Mobilität ist öffentlich
Die Ablösung der alten Zugsicherung durch ein digitales System ist nicht nur eine technische und betriebliche Notwendigkeit, sondern muss auch vor dem Hintergrund kommender Mobilitätsanforderungen gesehen werden. Ohne den leistungsstarken ÖPNV ist eine Verkehrswende auf regionaler oder auch lokaler Ebene nicht möglich. Für einen Verkehrsbetrieb wie die VGF heißt das, mit einem modernen Zugsicherungssystem Takte zu verdichten, Kapazitäten zu steigern und die Qualität des Angebots insgesamt zu verbessern – nicht nur im Rahmen von Neubauprojekten und mit neu beschafften Fahrzeugen, sondern auch auf bestehenden Strecken und mit den vorhandenen Bahnen.