Frankfurter Straßenbahnen

In Frankfurt werden die Straßenbahnen nach der internen Baureihe benannt. Der neueste Fahrzeugtyp bekommt somit den nächsten freien Buchstaben im Alphabet. Bei den U-Bahnen wird die Zahlenfolge genutzt. Der erste Prototyp in den 1960ern bekam folglich die Bezeichnung „U1“.

Heute gehören zum Fuhrpark der VGF die Stadtbahnwagen (U-Bahn) „U4“ und „U5“ sowie die Straßenbahntypen „R“, „S“ und „T“. Der berühmte Frankfurter Ebbelwei-Expreß ist ein „K“-Wagen und fährt als Sonderlinie und im Anmietverkehr durch die Stadt.
 

 

Der neue „T“-Wagen

Die neueste Generation auf Frankfurts Straßenbahnschienen ist der „T“-Wagen. 45 Straßenbahnen dieses Typs sind bereits bestellt und werden ab 2021 durch die Stadt fahren. Die großen Bauteile kommen aus der Türkei, die Türen werden in China produziert. Alle Komponenten der Triebwagen werden dann im spanischen Barcelona montiert und mit Schwerlasttransporten nach Frankfurt gebracht. Der Hersteller Alstom und die VGF haben zudem einen weiteren Vertrag über 22 Verlängerungsmodule unterzeichnet. Mit diesen Fahrzeugteilen können die Straßenbahnen von 31,5 auf 38 Meter verlängert werden. Sie erhöhen damit ihre Fahrgastkapazitäten auf bis zu 244 Personen deutlich. Für Frankfurt mit einer schnell wachsenden Bevölkerung und steigenden Zahlen in der ÖPNV-Nutzung war das eine wichtige Entscheidung. 

Der „T“-Wagen ist wie die alte Generation der „R“-Wagen wieder 100-prozentig niederflurig und hat eine Einstiegshöhe von 30 Zentimetern über dem Straßenniveau. Alle modernen Standards wie Klimaanlage, Fahrgastinformationssysteme und Kameras gehören natürlich zur Ausstattung. Zusätzlich gibt es im „T“-Wagen extragroße Monitore, die später für Fahrgastfernsehen genutzt werden können. Die Fahrgäste werden bereits beim Einsteigen automatisch gezählt, so dass Auslastungen zu bestimmten Zeiten und auf bestimmten Strecken frühzeitig erkannt werden und sich der tatsächliche Bedarf besser bestimmen lässt. Insgesamt acht Türen in der kurzen und zehn Türen in der langen Version erlauben zudem einen schnellen Fahrgastwechsel. 

Die „T“-Generation kann für eine nachhaltige Rückspeisung von Bremsenergie und einen fahrdrahtlosen Betrieb mit einem Energiespeicher nachgerüstet werden. Das hilft zum Beispiel auf kurzen Strecken beim Überbrücken während Stromausfällen oder Leitungsschäden , ohne dass ein Abschleppfahrzeug eingesetzt werden muss. 

Die Fahrzeuge sind miteinander koppelbar und bieten so an Veranstaltungstagen im Stadion und bei Messen zusätzliche Kapazitäten, um alle Fahrgäste schnell und bequem nach Hause zu bringen.
 

Die Verlängerung

Die Module sind jeweils 8,5 Meter lang, verfügen über ein angetriebenes Drehgestell, je eine zusätzliche Tür pro Seite und erhöhen die Kapazität von 22 der 45 „T“-Wagen von 191 Plätzen in der Kurzversion auf 248 Plätze im 40-Meter-Fahrzeug. Die Verlängerung der bestellten Fahrzeuge ist problemlos möglich, weil die Voraussetzungen für den Einbau der neuen Mittelteile schon bei der Ausschreibung der „T“-Wagen geschaffen wurden.

Die verlängerten Wagen werden zunächst auf der stark nachgefragten Straßenbahnlinie 11 eingesetzt. Da die Bahnsteige in Frankfurt für eine Standard-Fahrzeuglänge von rund 30 Metern ausgelegt sind, werden an einigen Haltestellen kleinere Umbauten angrenzender Verkehrsinseln nötig sein. Doch an den meisten Haltestellen können die 40-Meter-Einheiten problemlos halten. Grund ist die Anordnung der Fahrzeugtüren, die rund fünf Meter von den Wagenenden entfernt sind.

Bei künftigen Bauvorhaben, sei es Modernisierung oder Neubau, werden die 40 Meter so weit wie möglich direkt eingeplant.   

Die ersten „T“-Wagen sollen im Laufe des Jahres 2021 auf Frankfurts Schienen in Betrieb genommen werden, die ersten Verlängerungsmodule sollen dann im Jahr 2022 folgen.

Die zuerst ausgelieferten Fahrzeuge, zunächst noch ohne Verlängerungsmodul, werden die nicht barrierefreien Fahrzeuge vom Typ „Pt“ ersetzen. Diese hat die VGF wegen der starken Nachfrage kurzfristig und übergangsweise reaktiviert. In einem zweiten Schritt soll die erste Serie der 1993 in Betrieb genommenen „R“-Wagen abgelöst werden.

 

„S“-Wagen

Seit Anfang der 2000er rollen die Bahnen des Typ „S“ durch die Stadt. Mit rund 70 Fahrzeugen stellen sie noch den größten Teil der aktuell in Frankfurt fahrenden Straßenbahnen.

Ihre 1,30 Meter breiten Türen ohne Mittelstangen vereinfachen den Einstieg für Eltern mit Kinderwagen und für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer und beschleunigen auch den Fahrgastwechsel. Im Inneren ist neben 64 Sitzplätzen (und sechs Klappsitzen) viel Fläche für Rollstühle, Kinderwagen und auch den einen oder anderen Koffer. Gelbe Haltestangen sorgen in allen neuen und den mittlerweile modernisierten Fahrzeugen der VGF für einen festen Halt bei unseren Fahrgästen. Mit ihrem taktilen Griff und der auffallenden Farbe helfen sie sehbehinderten Menschen, sich zurechtzufinden. Der Innenraum ist offen gestaltet und bietet freie Sicht durch den ganzen Wagen. Das vermittelt mit den sechs Deckenkameras und dem Fahrer:innenruf zusätzliche Sicherheit. Die Temperatur kann für den Fahrgastraum und das Cockpit unabhängig eingestellt werden. Im Sommer erfolgt die Kühlung mit Hilfe der Klimaanlage, für den Winter gibt es ein Heizungs- und Ventilatorensystem. Die Sitze, Oberflächen und Böden sind robust und weitestgehend gegen Beschädigung geschützt bzw. schnell zu reinigen.

Mit seiner technischen Ausstattung gilt der „S“-Wagen heute noch als sehr wartungsarmes Fahrzeug. Die bereits ab Werk eingebaute Spurkranzschmierung bringt deutlich mehr Laufruhe gegenüber seinem Vorgänger und reduziert dazu den Verschleiß der Räder. Für eine ruhige Fahrt sorgen zudem die geräuschschluckende Innendecke, der doppelte Faltenbalg (der ziehharmonikaartige Gummischlauch oberhalb des Gelenks der Bahn) und die Schallabsorber an den Rädern. Zwei Straßenbahnen sind zudem miteinander koppelbar und werden zum Beispiel als Zwei-Wagen-Züge bei großen Veranstaltungen im Stadion oder an der Messe eingesetzt.
 

Der „R“-Wagen

Das Konzept der Politik eine schienenfreie Stadt zu schaffen, scheitert in den 1980er Jahren an den Kosten. So bekommt Frankfurt Anfang der 1990er nach vielen Jahren ein neues Straßenbahnmodell: den „R“-Wagen. Bis heute ist es die einzige Baureihe, die 100% niederflurig ausgebaut ist und mit ihrer geringen Einstiegshöhe große Akzeptanz bei mobilitätseingeschränkten Fahrgästen erfährt. Mit dem Anspruch auf den kompletten Ausbau in Niederflurweise, ist der „R“-Wagen sogar das erste deutschlandweit in Serie gebaute Fahrzeug mit barrierefrei niedriger Fahrzeughöhe. Die konsequente Umsetzung ergibt allerdings verschieden technische Schwierigkeiten. Unteranderem erfolgt die Kühlung der Motoren über Wasser. Die dafür unter dem Dach angebrachten Thermometer der Wassertanks bedingen bei hohen Außentemperaturen dass sich die Wagen wegen Überhitzung des Thermometers abschalten.

Die Fahrzeuge der „R“-Reihe sind außerdem die ersten Straßenbahnen die im markanten subaruvista blue ausgeliefert werden. Seit dieser Generation fahren alle Straßen- und U-Bahnen in Frankfurt mit dieser auffallenden Lackierung. Der Farbton Subaruvista Blue ist zudem die Unternehmensfarbe der VGF.

Die ersten 20 gelieferten Fahrzeuge 1993 weisen mehrere Mängel auf, die auch bei Auslieferung von 20 Fahrzeugen vier Jahre später nicht vollständig behoben werden konnten. Daher wird die Option auf weitere 60 Fahrzeuge verworfen und eine neue Generation Fahrzeuge erhält den Zuschlag. Zwischen 2006 und 2014 erhalten alle Bahnen des Typs „R“ eine umfangreiche Modernisierung im Bereich der Innenausstattung mit neuen Fenstern und taktilen Haltestangen, neuen Sitzbezügen und einem angepasstem Farbkonzept. Technisch bekommt das Bremssystem und die Bordelektronik ein umfangreiches Update. Insgesamt wird für jedes Fahrzeug rund 200.000 Euro investiert.

Ab 2021 wird die erste Lieferung des „R“-Wagens durch die Generation „T“ ersetzt.