Ebbelwei-Expreß

er fährt und fährt und fährt


Seit 1977 ist der Ebbelwei-Expreß im Einsatz. Der Name steht im eigentümlichen Gegensatz zur Fortbewegung des Gefährts, denn Tempo und Dynamik sind gerade nicht die Sache des Veteranen. Im Gegenteil: Der alte, bunt gestaltete „K“-Wagen schaukelt gemütlich Menschen aus aller Welt in seinem rustikalen Ambiente bei „Stöffche“, Brezeln und Musik durch die Stadt. Für Touristen aus Nordamerika oder Fernost gehört eine Fahrt mit der Bahn zum Pflichtprogramm ihres Frankfurt-Besuchs, der Oldtimer ist entsprechend oft auch in Reisesendungen ausländischer Fernsehanstalten oder Bordfilmen der Frankfurt anfliegenden Airlines zu sehen – was ihn zu einem veritablen internationalen Werbeträger der Stadt und ihres Verkehrsunternehmens macht.

Immer ist von dem Ebbel-Ex die Rede – Singular. Doch tatsächlich unterhält die VGF eine kleine Flotte identisch gestalteter Fahrzeuge, bestehend aus vier Motorwagen und ihren sechs Anhängern. Die 1954 als Typ „K“ in Dienst gestellten Straßenbahnen, die mit Umwandlung in den Ebbel-Ex der Verschrottung entgingen, wurden Mitte der 1980er erstmals komplett überholt und für weitere Stadtrundfahrten fit gemacht. Eine erneute Revision war in den vergangenen Jahren notwendig.

Gestaltung als Markenzeichen

Seine originelle Gestaltung dürfte ein Grund dafür sein, dass der Ebbel-Ex zum rollenden Wahrzeichen Frankfurts wurde. Das auffällige Design, das Urfrankfurter Motive kombiniert, geht auf Entwürfe des Künstlerpaars Charly und Estine Estenfelder zurück: Auf rotem Grund finden sich Frankfurter Ikonen – vom Bembel bis zum Römer, von Frau Rauscher über den Zoo bis zum Eisernen Steg. Nicht vergessen wurde natürlich Johann Wolfgang von Goethe. So vermittelt der Ebbel-Ex seit vielen Jahren einen Hauch Weltstadt, ergänzt um die liebenswert kleinteiligen Zeugnisse gelebter Tradition.

Volksfeststimmung zur Jungfernfahrt

Der ersten Linienfahrt war ein Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vorausgegangen. Die Oldtimer-Linie – als Vorbild wurde das Cable Car in San Francisco genannt – sollte es Einheimischen und Touristen leicht machen, Frankfurt und seine Sehenswürdigkeiten in einer „fahrenden Apfelweinkneipe“ zu entdecken. Was dann Anfang Februar 1977 folgte, glich einem Volksfest. Der „Stadtwerker“, die damalige Unternehmenszeitung, vermerkte in der März-Ausgabe: „Mit Spannung wurde der 5. Februar erwartet. Dann stand er da, um elf Uhr, bei diesigem Wetter: der bunte Ebbelwei-Expreß. Eine Stimmungskapelle sorgte für Bembelmusik, Kondukteure und Stadtwerke-Hostessen arrangierten das ‚Stöffche‘ und die Brezeln. Die Schlange der Wartenden wurde immer größer. Es war ein langer Samstag. Schließlich gab der erste Betriebsleiter der Stadtwerke, Stadtrat Hans-Joachim Krull, nach einleitenden Worten das Startzeichen. Oberbürgermeister Arndt taufte den Ebbelwei-Expreß in Anwesenheit der Stadtverordnetenvorsteherin Florinde Balser mit einem kräftigen Schuß Ebbelwei. Er sagte dazu, der Ebbelwei-Expreß sei zu verstehen als ‚ein Symbol für die andere Seite des von Banken und Hochhäusern geprägten Frankfurt‘, als ein Zeugnis für echt und harmonisch gewachsene Bodenständigkeit. Applaus von den zahlreich erschienenen Vertretern der Kommunalpolitik. Begeisterung bei den Frankfurtern, die an der Taufe teilnahmen.“

1997 konnte die inzwischen gegründete Verkehrsgesellschaft Ebbel-Ex-Fahrgast Nr. 1.000.000 begrüßen, bis heute sind es mehr als 1,5 Millionen Mitfahrende, wobei die meisten den Linienbetrieb der Züge nutzten. Die treueste Stammkundin war in den 1980ern die Frankfurterin Else Scheuing: Sie stieg mehr als 2.000-mal in den Oldtimer ein.

Der Ebbelwei-Expreß verkehrt an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen im Linienverkehr, während der Woche kann er auch gemietet werden: Bei Geburtstagen, Hochzeiten, Betriebsfesten oder anderen Feierlichkeiten stellen die Kundinnen und Kunden die Fahrtroute nach den eigenen Wünschen zusammen. Sie können sich selbst verpflegen oder einen Stadtführer mieten. Grenzen setzt der rollenden Feier nur das Schienennetz der VGF und die Kapazität, die in den 10,5 Meter langen, 2,16 Meter breiten und von zwei Motoren zu je 81,6 PS (60 kW) angetriebenen Motorfahrzeugen bei 30 Fahrgästen liegt – wovon sich 22 über Sitzplätze freuen können. Die VGF kommt aber gerne jedem Kundenwunsch im Rahmen ihrer Möglichkeiten nach.

„Hessische Tour“

Seit Mai 2011 bietet die VGF einen Audio-Podcast an, in dem Fahrgäste in deutscher und englischer Sprache viel zu den wichtigen Attraktionen entlang der Strecke erfahren können – für ganz große Fans auch auf original Hessisch. Die mundartliche Tour-Beschreibung spricht ein Sänger der ehemaligen Band „U-Bahnkontrollöre in tiefgefrorenen Frauenkleidern“, Oliver Hartstack. Anhören kann man sich den kleinen Fremdenführer inklusive einer virtuellen Rundfahrt auf der Ebbelwei-Expreß-Seite.