Der Ordnungsdienst

Am 2. Mai 1981 nimmt der neu gegründete Ordnungsdienst seine Arbeit auf.


Eine verheerende Brandkatastrophe ereignete sich in der Nacht zum 28. September 1980. Gegen 2 Uhr nachts fingen mehrere Wagen im Betriebshof Heddernheim Feuer. Fünf Wagen des Typs „U2“ brannten nahezu vollständig aus, sechs weitere Fahrzeuge wurden zum Teil stark beschädigt und mussten aufwändig wiederhergestellt werden. Der Schaden betrug 12 Millionen DM. Die Polizei schloss einen Brandanschlag nicht aus, die Fahndung blieb jedoch erfolglos. 

Dieses Ereignis zwang die Stadtwerke Frankfurt am Main und die Politik zum Umdenken. Erstmals hatte ein solcher Vorfall nicht nur großen finanziellen Schaden, sondern auch Leistungseinschränkungen für alle Fahrgäste verursacht. Politik und Stadtwerke reagierten mit neuen Konzepten: Zukünftig sollten alle Betriebshöfe überwacht und ein Sicherheitsdienst in den Bahnen und Stationen eingesetzt werden, damit sich solche Ereignisse nicht wiederholten. Am 23. Februar beschloss die Betriebsleitung der Stadtwerke, die zu erstellende Benutzungsordnung für die Bahnen und Stationen von einem betrieblichen Sicherheitsdienst überwachen zu lassen. Am 10. März 1981 folgte die hierfür notwendige Beauftragung durch den Magistrat.

Am 2. Mai 1981 nahm der Sicherheitsdienst seine Arbeit auf. Die 13 Mitarbeiter des neuen Teams und ihr Gruppenleiter wurden zunächst in einer 17-tägigen Ausbildung für ihre anstehenden Aufgaben geschult. In erster Linie handelte es sich dabei um Kontrollfahrten und -gänge in den Verkehrsbauwerken. Die Kollegen und später auch Kolleginnen sorgten damals – wie auch heute noch – dafür, dass die Fahrgäste der VGF sicher fuhren, dass Schäden an betrieblichen Einrichtungen und Straftaten verhindert wurden.
 

Auf den Hund gekommen!


Die neu gegründete Einheit mit ihren 13 Mitarbeitern und Herrn Werner Ullrich an der Spitze nahm ihre Tätigkeit zunächst nur in den unterirdischen Stationen und auf dem Betriebsgelände auf. 

Die ersten Erfahrungen des Sicherheitsdienstes machten klar, dass es im täglichen Einsatz zu Auseinandersetzungen kam, bei denen die reine Anwesenheit des Ordnungspersonals nicht mehr ausreichte, um die Lage zu entschärfen. Die Mitarbeitenden fühlten sich in solchen Situationen ausgeliefert und nicht genügend geschützt. Dem aufkommenden Wunsch nach dem sogenannten Schlagabwehrstock und Tränengas wurde jedoch erst in den 1990er Jahren entsprochen. Stattdessen stellte man ab Januar 1982 vierbeinige Verstärkung ein: Die Kolleginnen und Kollegen der Frankfurter Polizeihundestaffel und der Hessischen Polizeischule unterstützten die Stadtwerke bei der Auswahl und Ausbildung von vier Schäferhunden, die fortan die Stadtwerke-Mitarbeitenden als präventive Maßnahme begleiteten und im Notfall auch schützen sollten.

Der Sicherheitsdienst konnte schon ein Jahr nach seiner Gründung auf 17 Mitarbeitende aufgestockt werden. Trotz dieses Erfolgs und der Einigkeit darüber, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben, war sich die Frankfurter Bevölkerung uneinig: Eine große Mehrheit begrüßte die Präsenz der Ordnungsgruppe zwar, andere empfanden die Dienstgruppe, die mit Schäferhunden die Stationen kontrollierte, jedoch als Provokation. Eine Herausforderung, der mit weiteren und optimierten Schulungen entgegen gewirkt wurde. Große Unterstützung erhielt man hierbei von den Trainer:innen der Polizei, die immer wieder erfolgreich in Praxis und Theorie mit den Mitarbeitenden der Stadtwerke zusammen arbeiteten und heute noch einen sehr eingespielten Erfahrungsaustausch mit der VGF unterhalten.

Ende der Achtziger bestand der Sicherheitsdienst bereits aus 44 Mitarbeitenden und einer eigenen Staffel von mehr als 20 Hunden. 1989 wurde der Sicherheitsdienst, auf Grund seines zunehmend umfangreicheren Tätigkeitsfelds und der unschönen Abkürzung „SD“, die an den Sicherheitsdienst der NS-Zeit erinnerte, offiziell in Ordnungsdienst umbenannt.

Seine Aufgaben wandelten sich von einem reinen Sicherheitsdienst zu einem Dienstleister, der natürlich für mehr Sicherheit in Frankfurts Nahverkehr sorgte, zusätzlich aber auch als adäquater Ansprechpartner für die Fahrgäste fungierte.
 

Ausbildung im Fokus


Zu den Aufgaben des Ordnungsdienstes gehörte von Anfang an die Bewachung der Betriebshöfe. Dieser Aufgabe wurde der Ordnungsdienst durch die Einrichtung eines mobilen Objektschutzes gerecht. Vandalismus wurde in Anlagen, Tunneln oder Stationen zunehmend zu einem Problem. Eine mobile Einheit mit Dienstwagen konnte jetzt die Stationen vor allem in den nächtlichen Betriebspausen kontrollieren. Zusätzlich verstärkte man die Dienstgruppen in den unterirdischen Stationen um mehr als 50 Mitarbeitende der Fremdfirma Industrie- und Handelsschutz GmbH. 

1993 erhielt der Ordnungsdienst erstmalig Kolleginnen zur Verstärkung. Die Präsenz von Frauen sollte sich deeskalierend auswirken. Gleichzeitig wurde zunehmend auf ein Sicherheits- und Verhaltenstraining mit den Schwerpunkten  Entschärfung und Beruhigung von brenzligen Situationen sowie Grundlagen in Psychologie und Recht gesetzt. Auf die Ausbildung der internen und externen Mitarbeitenden wurde schon immer viel Wert gelegt: moderne Erkenntnisse wurden in den praktischen wie theoretischen Teilen eingebracht und in regelmäßigen Seminaren im Rahmen der Gefahrenabwehr, des Notfallmanagements oder auch in Schulungen zu Ortskenntnissen, Aufzugsbefreiung oder Erste Hilfe vermittelt. 

Eine erste Sicherheitszentrale, die die mittlerweile 63 Kolleginnen und Kollegen der Stadtwerke und die 57 Mitarbeitenden des beauftragten Dienstleisters schnell und effektiv koordinierte, wurde 1993 in Betrieb genommen. Je drei Mitarbeitende täglich übernahmen im Schichtwechsel die Abstimmung der Einsätze aus den Wirtschaftsräumen der Konstablerwache heraus. Sie entsprach natürlich bei Weitem nicht der  modernen Ausstattung der heutigen Sicherheits- und Servicezentrale.

Im Sommer 2000 wurde dann die VGF-Ermittlungsgruppe gegründet, die zunächst in Zivilkleidung die letzten Züge vor Betriebsschluss begleitete und nachts Betriebshöfe und Tunnelanlagen observierte. Gründe für diesen Sondereinsatz waren die Zunahme von Graffitis und Zerstörung von Betriebseigentum. In teilweise abenteuerlichen Nachteinsätzen gelang es den Kolleginnen und Kollegen, kleinere und größere Akteure der Sprayerszene zu fassen. In enger Zusammenarbeit mit der Polizei wurden neben dem Schutz der Anlagen auch Konzepte zur Aufklärung und Prävention erarbeitet. Mit den meist jungen Täter;innen konnten oft erfolgreich Gespräche zur Schadensregulierung geführt werden.
 

Nächste Generation Ordnungsdienst


Mit der zunehmenden Bedrohung durch extremistische Anschläge im neuen Jahrtausend und einem daraus folgenden erhöhten Sicherheitsverständnis der Fahrgäste und der VGF erweiterte sich das Aufgabengebiet des Ordnungsdienstes erneut. Mit dem Umzug in modernere Räumlichkeiten 2002 konnte man den neuen Herausforderungen gerecht werden und weiter an effektiven Konzepten für eine neue Generation „Sicherheit und Service“ arbeiten. In diese Phase der Erneuerung fiel auch die Abschaffung der Diensthundestaffel. Die Umstrukturierungsmaßnahmen und das neue Erscheinungsbild des Ordnungsdienstes sahen den Einsatz von Hunden als Begleiter der Dienstgruppen nicht mehr vor. 2002 verabschiedete sich der letzte verbliebene Hund der VGF in den verdienten Ruhestand. 2005 wurde die Hundestaffel des beauftragten Dienstleisters Dussmann AG ebenfalls aufgelöst.

Seit der Eingliederung des Ordnungsdienstes in den Bereich Kundendienst im Jahr 2004 ergänzen sich die Aspekte Ordnung und Kundenservice optimal. 

Unter den besonderen Bedingungen der Fußballweltmeisterschaft 2006 kam die erste Stufe eines neuen Sicherheit- und Servicekonzepts zum Einsatz. Diese beinhaltete neben dem Ausbau der „SuS“-Zentrale für die Überwachung der damals 55 Notruf- und Informationssäulen, die Installation von 142 neuen Kameras und die Integration der bereits vorhanden Kameras in sieben U-Bahn-Stationen auf den Bahnsteigen. In den darauf folgenden Jahren wurden zwei weitere Stufen erfolgreich abgeschlossen und insgesamt 27 U-Bahnstationen mit rund 600 Kameras und 160 Notruf- und Informationssäulen, in einem Gesamtwert von rund 6,1 Millionen Euro, ausgestattet. Die letzte Bauphase konnte im Dezember 2010 fertiggestellt werden. Mit der Zusammenlegung unter einem Dach, konnte 2018 die Zusammenarbeit der Leitstelle, der technischen Leitstelle und die „SuS“ noch optimiert werden.

Nicht nur die Technik wurde dem gestiegenen Sicherheitsbewusstsein und dem tatsächlichen Gefahrenpotenzial angepasst, auch die Anforderungen an die Mitarbeitenden im Ordnungsdienst änderten sich: Eingestellt werden Mitarbeitende, die sich mit einer aktiven, präventiven und repräsentativen Rolle identifizieren können. Mit der Eröffnung des Sicherheits- und Servicepunktes in der B-Ebene der Hauptwache 2007 bot man den Fahrgästen eine feste Anlaufstelle neben den mobilen Einheiten. 

Die Geschichte des Ordnungsdienstes ist geprägt durch sich wandelnde Sicherheitsbedürfnisse: Von einer Sicherheitsgruppe, die Bestand und Eigentum der Stadtwerke schützen sollte, über eine Sondereinheit, die neu auftretenden Zeitereignissen wie Graffiti, Scratching und gesteigerter Aggressivität die Stirn bieten musste, zu einem ganzheitlich aufgestellten Service und Sicherheits-Team, das den heutigen Ansprüchen gerecht wird. Dazu gehört auch der Wiederaufbau der eigenen Ordnungsdienstgruppe. Insgesamt 161 Mitarbeitende sind mittlerweile im Ordnungsdienst angestellt, davon 43 direkt bei der VGF. Dies soll bis 2022 auf 80 eigene Ordnungsdienstmitarbeitende erhöht werden. Seit 2019 bietet die VGF zudem die IHK-Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit an. Damit auch in Zukunft eine hohe Kundenzufriedenheit und eine sichere Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel gewährleistet wird.